2025-10-20

Hochschullehre im Wandel: Wie mein neuer Ratgeber Dozierende in ihrer täglichen Praxis unterstützt

1 Einleitung: Eine neue Perspektive auf die Hochschullehre im Zeitalter des Wandels

Die Hochschullandschaft verändert sich rasant, und mit ihr die Anforderungen an Lehrende. Megatrends wie die fortschreitende Digitalisierung und der Aufstieg künstlicher Intelligenz prägen den didaktischen Alltag. Um diesen Wandel zu verstehen und Dozierende bestmöglich zu unterstützen, habe ich im Rahmen einer qualitativen Erhebung 18 Dozierende aus Deutschland (10) und der Schweiz (8) mittels halbstandardisierter qualitativer Interviews (Laddering-Technik) befragt, um neben meinen eigenen Erkenntnissen fremde Inputs zu erlangen. Diese Untersuchung zeigte auf, welche Inhalte sie sich von einem Ratgeber zur Hochschullehre wünschen und warum diese für ihre tägliche Praxis relevant sind. Erkenntnisse, die nun in meinen kürzlich veröffentlichten Ratgeber eingeflossen sind.

2 Die Herausforderungen spiegeln sich in den Inhalten wider: Psychische Gesundheit, verändertes Studierendenverhalten und das digitale Zeitalter. 

Die Interviews lieferten prägnante Einblicke in die Herausforderungen und Bedürfnisse der Dozierenden. Eine Auffälligkeit war, dass insbesondere Dozierende aus Deutschland einen deutlichen Wandel in ihrem Unterrichtserleben berichten. Sie sprachen von einem veränderten Interaktionsverhalten der Studierenden und einer Zunahme an Studierenden, die depressive Tendenzen zeigen. Besonders bei jenen Studierenden, die direkt von der Schule kamen und noch keine Berufserfahrung gesammelt hatten, manifestierte sich nach Wahrnehmung der Dozierenden eine spürbare “Weltuntergangsstimmung” und ein Mangel an Optimismus für die Zukunft. Aktuelle Studien belegen eine steigende Prävalenz psychischer Beschwerden und Störungen unter Studierenden in Deutschland (Weber 2024). Diese Beobachtung unterstrich die Notwendigkeit, Inhalte über die reine Didaktik hinaus zu denken und relevante Krankheitsbilder in einem zukünftigen Ratgeber zu berücksichtigen, ein Aspekt, der nun ausführlich in meinem Werk thematisiert wird. Nicht, weil wir als Dozierende als Fachpersonen für medizinische oder psychologische Probleme auftreten sollen, sondern weil Hintergrundwissen auch Handlungsoptionen öffnet.

3 Auswahl der Befragten: Ein Convenience Sample aus dem persönlichen und beruflichen Netzwerk als fundierte Basis

Für diese qualitative Erhebung wurde ein Convenience Sample gewählt. Die teilnehmenden Dozierenden waren mir entweder bereits aus meinem beruflichen Umfeld bekannt oder durch meine Tätigkeiten als Gutachter bei Akkreditierungen in den Hochschulkontexten in Deutschland und der Schweiz vertraut. Sie sind in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften tätig. Diese Auswahl ermöglichte einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu den befragten Personen und gewährleistete eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre, die für die tiefgehenden Interviews vorteilhaft war. Die gewonnenen Erkenntnisse aus diesen Gesprächen bildeten neben meiner eigenen Fachkompetenz eine fundierte Basis für die Konzeption und Ausrichtung meines Ratgebers.

4 Der Wunsch nach Unterstützung wird Realität: Coaching, KI und zukunftsfähige Lehre in meinem Ratgeber

Einhellig äußerten alle Befragten den starken Wunsch nach praxisnahen Coaching-Aspekten. Offenbar besteht ein großer Bedarf an Werkzeugen und Ansätzen, die Lehrenden helfen, Studierende nicht nur fachlich, sondern auch persönlich auf ihrem Bildungsweg zu begleiten und zu motivieren. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Coaching in der Hochschullehre signifikante Verbesserungen in der Selbstwirksamkeit, Notendurchschnitten und der Abschlussquote erzielen kann (Bradley, Tuck, Reynolds & Bradley 2024). Darüber hinaus war die Integration neuer Technologien ein wiederkehrendes Thema. Daher fließen Aspekte der künstlichen Intelligenz nicht nur als gesondertes Thema, sondern als integrativer Bestandteil in jedes Kapitel meines Ratgebers ein, wie etwa bei der Gestaltung didaktischer Szenarien. Der Ratgeber geht also über klassische Lehrmethoden hinaus und betont die Rolle des Dozierenden als Mentor und Unterstützer, der Studierende auch für die Anforderungen einer digitalisierten Welt rüstet.

5 Fazit 

Mein Ratgeber zur Hochschullehre ist nun verfügbar. Er ist das Ergebnis dieser umfassenden Interviews und zielt darauf ab, Lehrenden nicht nur innovative didaktische Ansätze zu vermitteln und sie für die aktuellen psychosozialen Herausforderungen zu sensibilisieren, sondern sie auch aktiv dabei zu unterstützen, die Potenziale der künstlichen Intelligenz in ihrer Lehre auszuschöpfen und Studierende zukunftsfähig aufzustellen. Es ist ein Werk, das die vielschichtigen Anforderungen der modernen Hochschullehre berücksichtigt und praktische Lösungen anbietet.

Literatur

Bradley, J., Tuck, M., Reynolds, M. & Bradley, L. (2024): Creating an Integrated Coaching Culture in Higher Education. In: Journal of Appreciative Education, Vol. 11, S. 11-24.

Voss, R. (2025): Hochschullehre heute: Lehren, Beraten, Betreuen in Zeiten des technologischen Wandels, UTB.

Weber, R. (2024): Fehlendes Wissen und Angst vor Stigma. Wie belastet sind Studierende und was fehlt uns an Wissen darüber? In: Forschung & Lehre, Vol. 31(2), S. 110-112.

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https://www.utb.de/doi/epdf/10.36198/9783838563817-1-15