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2025-10-28

Trumps Dritte-Amtszeit-Traum: Realität oder Rhetorik?

1 Hintergrund

Am 27. Oktober 2025 äusserte sich US-Präsident Donald Trump während eines Flugs an Bord von Air Force One zu Spekulationen über eine mögliche dritte Amtszeit. In einem Gespräch mit Reportern schloss er eine Kandidatur als Vizepräsident im Jahr 2028 kategorisch aus, eine Idee, die von Unterstützern wie Steve Bannon vorgeschlagen worden war, um einen Umweg um die verfassungsrechtliche Zwei-Amtszeit-Grenze (22. Zusatzartikel) zu ermöglichen (Wolf 2025). Trump nannte diesen Plan “too cute” und betonte, er wolle nicht als “Vize” enden. Gleichzeitig liess er die Tür für eine direkte dritte Präsidentschaftskandidatur weit offen und sagte wörtlich: “I would love to do it”. Er bezeichnete die dritte Amtszeit sogar als seine “favorite idea” (Lieblings-Idee), obwohl er die verfassungsrechtlichen Hürden anerkannte, ohne sie explizit als unüberwindbar zu bezeichnen.

2 Die zentrale Frage

Inwieweit schützt die US-Verfassung vor der Etablierung eines “ewigen Präsidenten” oder gar diktatorischer Tendenzen? Die strenge Begrenzung der präsidialen Amtszeit, festgeschrieben im 22. Zusatzartikel, ist keine willkürliche Regelung, sondern das Ergebnis einer tiefgreifenden historischen Entwicklung. Sie dient als Bollwerk gegen die Konzentration von Macht, eine Lehre, die aus den Erfahrungen früherer Generationen, insbesondere jener Franklin Delano Roosevelts (FDR), gezogen wurde.

3 Die “Washington-Präzedenz”: Eine frühe Absage an die Dauerherrschaft

Schon vor der Ära Roosevelts erkannte George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten (1789–1797), die potenziellen Gefahren unbegrenzter Amtszeiten. Sein freiwilliger Rücktritt nach zwei Perioden und seine eindringliche Warnung vor der Gefahr von Machtmissbräuchen, die er in seiner Abschiedsrede von 1796 formulierte, etablierten die sogenannte “Washington-Präzedenz” (Yalof 2023). 

Diese gelebte Tradition, wenn auch kein Gesetz, wurde beinahe 150 Jahre lang von fast allen seinen Nachfolgern respektiert. Die Gründungsväter hatten keine explizite Amtszeitbegrenzung in die Verfassung aufgenommen, um in Krisenzeiten wie Kriegen Flexibilität zu bewahren und weil sie prinzipiell dem Volk die Entscheidungen überlassen wollten (Maier 2010). Dennoch zeigte Washingtons Handeln ein starkes Bekenntnis zur Selbstbeschränkung der Macht.

4 Roosevelts historischer Präzedenzfall und die Lehre für die Gegenwart

Franklin D. Roosevelts vier Amtszeiten (1933–1945), die die Nation durch die Grosse Depression und den Zweiten Weltkrieg führten, stellten einen beispiellosen Bruch mit der “Washington-Präzedenz” dar (Chernow 2010). Seine über 12 Jahre andauernde Präsidentschaft, die mit seinem Tod im Amt endete, löste weitreichende Sorgen über die Konzentration von Macht in den Händen einer Einzelperson aus. Diese Sorgen waren eine treibende Kraft hinter der von den Republikanern angeführten Bewegung zur formalen Begrenzung der Amtszeiten (Schlesinger 1958). Der daraus resultierende 22. Zusatzartikel, 1947 vom Kongress verabschiedet und 1951 ratifiziert, schreibt vor, dass eine Person nur zweimal zum Präsidenten gewählt werden darf, unabhängig davon, ob die Amtszeiten aufeinanderfolgen oder nicht.

Eine Ausnahme ist vorgesehen für einen Vizepräsidenten, der die Präsidentschaft für maximal zwei Jahre einer angefangenen Amtszeit übernimmt; in diesem spezifischen Fall ist es ihm erlaubt, für zwei vollständige eigene Amtszeiten zu kandidieren. Diese Massnahmenzielten direkt darauf ab, die Entstehung eines “ewigen Präsidenten” zu verhindern und die demokratischen Prinzipien zu stärken.

5 Donald Trump, “Diktatur” und die verfassungsrechtlichen Grenzen

Angesichts der wiederholten Äusserungen Donald Trumps, die oft als Ausdruck eines Wunsches nach einer Art “ewiger Präsidentschaft” interpretiert werden, gewinnt der 22. Zusatzartikel besondere Aktualität. Trumps Rhetorik, welche bisweilen auch als autoritär oder “diktatorisch” von seinen Kritikern bezeichnet wird, unterstreicht die Notwendigkeit robuster verfassungsrechtlicher Schutzmechanismen

Da Trump bereits eine Amtszeit absolviert hat (2017-2021) und für eine weitere kandidieren könnte, wäre eine dritte tatsächliche Amtszeit nach der geltenden Verfassung klar ausgeschlossen. Der Wortlaut des 22. Zusatzartikels ist unmissverständlich: “No person shall be elected to the office of the President more than twice”.

Eine Aufhebung oder Umgehung dieser Bestimmung wäre ausschliesslich durch eine Verfassungsänderung möglich. Dieser Prozess erfordert die Zustimmung von zwei Dritteln beider Kammern des Kongresses und die Ratifizierung durch drei Viertel der Einzelstaaten, ein äusserst seltenes und schwieriges Unterfangen. Die Struktur des 22. Zusatzartikels steht somit als klare Absage an jede Form von Dauerherrschaft und dient als wichtiger Schutz vor der Erosion demokratischer Institutionen. Die Diskussion zeigt, wie entscheidend die bewährten Mechanismen der Verfassung sind, um die Balance der Macht zu gewährleisten und die Grundfesten der Republik zu sichern.

6 Persönliche Zukunftsprognose

Ich bin fest davon überzeugt, dass Donald Trump trotz all seiner provokanten Andeutungen nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren wird. Die verfassungsrechtlichen Barrieren sind einfach zu hoch und er weiss, dass eine solche Kampagne mehr Schaden als Nutzen bringen würde. 

Seine jüngste Aussage am 27. Oktober war nur ein typisches Manöver, um die Medien zu fesseln und die MAGA-Basis zu mobilisieren. Stattdessen wird er sich wahrscheinlich darauf konzentrieren, einen loyalen Nachfolger zu schmieden, der seine Agenda fortsetzt. Hier ist mein Tipp Vance wird in der nächste Wahl gegen Newsom oder Harris antreten und gewinnen.

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Voss, Rödiger (2023): Autokratien politökonomisch erklärt. utb: München und Konstanz.  oder online https://elibrary.utb.de/doi/pdf/10.36198/9783838560045-1-9

Quellen

Chernow, R. (2010). Washington: A Life. Penguin Press.

Maier, P. (2010). Ratification: The People Debate the Constitution, 1787-1788. Simon & Schuster. Online: https://archive.org/details/ratificationpeop0000maie

Schlesinger, A. M. Jr. (1958). The coming of the new deal – The Age of Roosevelt. Houghton Mifflin Harcourt.

Wolf, Z. (2025): Why we should take Trump’s third-term tease seriously. In: CNN online vom 28.10.25, verfügbar unter https://edition.cnn.com/2025/10/28/politics/third-term-trump-bannon-constitution-analysis

Yalof, D. (2023): George Washington and the Two-Term Precedent. University Press of Kansas, Online: https://doi.org/10.2307/jj.11589054

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